Tagung am 28.-29.04.2015 auf der Burg Schwaneck in Pullach
Cirka 80 Teilnehmer_innen aus unterschiedlichsten Arbeitsfeldern diskutierten die Chancen und Widersprüche einer Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung im Zeichen von Natur und neuen Medien auf der Tagung „Natur 2.0 – Natur und neue Medien“ am 28. und 29. April 2015 auf der Burg Schwaneck in Pullach. Das Tagungsteam Anke Schlehufer (Naturerlebniszentrum Burg Schwaneck), Steffi Kreuzinger (Ökoprojekt MobilSpiel e.V.) und Marion Loewenfeld (ANU Bayern e.V.) organisierte ein vielfältiges Programm. Gefördert wurde die Tagung aus Mitteln des Bayerischen Staatministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz zur Förderung von Umweltstationen sowie vom Kreisjugendring München-Land und vom Sozialreferat/Stadtjugendamt München im Rahmen ihrer Trägerfinanzierungen.
Übersicht
Nach der Begrüßung durch Heinz Hagenmeier, Vorstand des Kreisjugendrings München-Land, betonte Dr. Christoph Goppel vom Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz in seinem Grußwort die Bedeutung der neuen Medien für partizipative Lernformen. Christoph Göbel, Landrat des Landkreises München, findet die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema zeitgemäß und wichtig, da man an der Lebenswelt der jungen Generation ansetzen müsse.
Eine kurze Einführung in die Zielsetzung der Tagung gaben anschließend die Organisatorinnen Marion Loewenfeld und Anke Schlehufer. Für Marion Loewenfeld, Vorsitzende der ANU Bayern e.V., war die zentrale Frage der Tagung, wie eine erfolgreiche Verbindung von Natur und Medien gelingen kann. Anke Schlehufer, Leiterin des Naturerlebniszentrums Burg Schwaneck, stellte das Spannungsverhältnis zwischen den beiden unterschiedlichen Ansätzen Naturerfahrung und Mediennutzung heraus.
Zu Beginn spannten zwei grundlegende Vorträge das Themenfeld der Tagung auf: Dr. Andreas Weber, Biologe, Philosoph und Autor legte in seinem Beitrag „Lebendige Kinder – lebendige Zukunft“ dar, dass Naturerfahrungen für Kinder in ihrem Aufwachsen unverzichtbar sind. Er betonte, dass das Sein und das freie Spielen in und mit der Natur Kinder dabei unterstützen, ihre emotionale Bindungsfähigkeit, Empathie, Fantasie, Kreativität und Lebensfreude zu entwickeln. Sich selbst im unmittelbaren sinnlich-körperlichen Kontakt mit anderen lebendigen Wesen zu erleben sei Voraussetzung für die Entwicklung einer gesunden Identität.
Zusammenfassung Vortrag Andreas Weber (pdf)
Präsentation Andreas Weber (pdf)
Klaus Lutz, Medienpädagoge am JFF-Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis, zeigte mit seinem Vortrag „Medien als Entwicklungsraum“, wie die neuen Medien die Lebenswelt vor allem von Jugendlichen verändern. Jugendliche würden die Freiräume im Netz nutzen, um ihre Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Das soziale Netz übernehme für sie viele verschiedene Funktionen, es diene sowohl der Selbstvergewisserung auf der Suche nach einer eigenen Identität als auch dazu, Beziehungen zu pflegen. Ein großes Problem stelle die mangelnde Wertschätzung dar, dieJugendliche erfahren, die sich gerne in virtuellen Welten bewegen.
Zusammenfassung Vortrag Klaus Lutz (pdf)
Artikel von Klaus Lutz in der Zeitschrift MERZ (pdf)
In dem anschließend von Steffi Kreuzinger moderierten Gespräch waren sich beide Referenten einig, dass es entscheidend sei, jungen Menschen Freiräume für selbstbestimmte Aktivitäten zu ermöglichen und sie in ihrem Tun nicht abzuwerten. Um das Engagement von Kindern und Jugendlichen für die Natur zu fördern, kann es je nach Zielgruppe Sinn machen die Möglichkeiten der neuen Medien zu nutzen. Dabei seien Spaß, Lebensfreude und eine lebendige Kommunikation zentrale Motivationsfaktoren. Bildungsarbeit solle vor allem das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen stärken, indem sie ihnen vielfältige Möglichkeiten für Selbstwirksamkeitserfahrungen bietet.
Zusammenfassung Gespraech mit A.Weber und K. Lutz (pdf)
Am Nachmittag fanden fünf unterschiedliche Workshops rund um das Thema „Naturerleben – mit Medien gestalten“ statt, bei denen erprobtwurde, wie es gelingen kann wertvolle Erfahrungen in und mit der Natur in Hinblick auf die Gestaltung eigener (nachhaltiger) Lebensstile zu reflektieren und mit Hilfe verschiedener Medien auszudrücken und zu kommunizieren.
Workshop 1 „Global GreenKids in Action: Natur und Kindern weltweit übers Radio eine Stimme geben“ wurde von Nicole Wilden von Radijojo, World Children’s Media Network Berlin vorgestellt.
Zusammenfassung Workshop 1 Global green kids in action (pdf)
Workshop 2 „Clip your tree… OFFLINE on tour und ONLINE aktiv für Natur und Nachhaltigkeit“ Sylvia Beckmann vom JugendKinderKulturHaus Quibble in Nürnberg stellte Projekte vor, die Erlebnispädagogik und Medienbildung mit Jugendlichen verbinden.
Zusammenfassung Workshop 2 Clip your tree (pdf)
Fachbeitrag Sylvia Beckmann 2011 (pdf)
Workshop 3 „Naturbotschaften für eine lebenswerte Zukunft sichtbar machen“ Katharina Fichtner von der Naturschule Wildwechsel in Hausham befasste sich mit Wildnispädagogik und Suffizienz in der Kinder- und Jugendarbeit.
Zusammenfassung Workshop 3 Wildnispädagogik und Suffizienz (pdf)
Workshop 4 „Philosophieren mit Kindern und Jugendlichen“ Sinan von Stietencron von der Akademie Kinder philosophieren im bbw e.V. aus München leitete ein philosophisches Gespräch zum Thema „Von der Erfahrung zum kreativen Ausdruck, vom Nachdenken und Sprechen zum Handeln“.
Zusammenfassung Workshop 4 Philosophieren mit Kindern (pdf)
Workshop 5 „Natur im Blick. Mit Kindern und Jugendlichen Natur und digitale Medien künstlerisch verbinden“ gestaltete Günter Klarner, CREative Taten, aus Bonn.
Zusammenfassung Workshop Natur im Blick (pdf)
Trickfilmproduktion mit Kindern (pdf)
Nach einem leckeren vegetarischen Buffet aus der Burgküche wurden am Abend Filmspots aus verschiedenen Umweltbildungsprojekten mit Kindern und Jugendlichen gezeigt. Anschließend konnten sich die Tagungsteilnehmer_innen beim Markt der Möglichkeiten über verschiedenste pädagogische Projekte rund um Natur- und Medien austauschen.
Zu Beginn des zweiten Tages der Tagung informierte Daniel Überall aus München (anstiftung und Kartoffelkombinat) über die vielfältigen Möglichkeiten sozialer Medien und Netzwerke. In seinem Vortrag „Social media, Empowerment und nachhaltige Entwicklung“ führte er aus, wie neue Medien eingesetzt werden können und in welcher Form sich Jugendliche mit ihrer Hilfe bereits heute für eine nachhaltige Entwicklung engagieren.
Zusammenfassung Vortrag Daniel Ueberall (pdf)
Präsentation zu Social Media von D. Ueberall (pdf)
Anke Schlehufer sprach mit Vertreter_innen der jungen Generation über ihre Erfahrungen zu den Themen Naturerleben, social media und nachhaltige Lebensstile. Am Gespräch nahmen teil:
Konsens herrschte bei den Gesprächsteilnehmer_innen bei der Nutzung neuer Medien: sinnvoll, vielfältig einsetzbar und aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken seien sie. Um junge Menschen für Aktionen und Projekte zu mobilisieren, seien gerade soziale Netzwerke ein wichtiges Medium. Zugleich sei Naturerfahrung, besonders in der Kindheit sehr wichtig und es liege auch allen am Herzen, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen und den Naturverbrauch von Medien so gering wie möglich zu halten. Auch sei der persönliche Kontakt nicht durch die Medien zu ersetzen.
Zusammenfassung Jugenddiskussion (pdf)
Infoblatt zu ökologischer Mediennutzung (pdf)
Die anschließenden Forenbeiträge zeigten in unterschiedlichsten Ansätzen, auf welche Weise Kinder und Jugendliche in der Natur und mit Medien, lokal und global aktiv für Nachhaltigkeit sind.
Forum 1 „Plant-for-the-Planet - ein weltweites Netzwerk jugendlicher Botschafter für Klimagerechtigkeit als Antwort auf globale Herausforderungen“ Carola Bick und Niklas Kroner-Weigl informierten über die Aktivitäten der Stiftung.
Präsentation Forum 1 C. Bick "Plant for the Planet" (pdf)
Forum 2 „GPS-Bildungsrouting im Projekt NaviNatur“, Frank Corleis vom Umweltbildungszentrum SCHUBZ in Lüneburg stellt in seinem Beitrag die „Partizipation mit digitalen Medien in der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in den Mittelpunkt.
Zusammenfassung Forum 2 F.Corleis "GPS-Bildungsrouting" (pdf)
Forum 3 „Green movie. Green media.“ Birthe Hesebeck, OroVerde - Die Tropenwaldstiftung, aus Bonn informierte über einen Film- und Plakatwettbewerb für Jugendliche zu den Themen Biologische Vielfalt und Regenwald. Ihre innovativen Methoden mit Einsatz von Wertelandkarten und Limbic Types sind im neuen kostenfreien „Leitfaden Umweltkommunikation“ gut zusammengefasst und bieten Anregungen für die eigene Arbeit: http://www.regenwald-schuetzen.org/material-bestellen/infomaterial.html.
Zusammenfassung Forum 3 "Green movie" (pdf)
Präsentation Forum 3 B. Hesebeck (pdf)
Forum 4 „Projekt Draußensein: Jugendliche Unterwegs Abenteuer Film“ wurde von Andreas Stiglmayr und Laila Kolsch vom DraussenSein e.V. aus Karlsruhe vorgestellt.
Projekt Draussensein e.V. - Abenteuer Film AG (pdf)
Präsentation Forum 4 A.Stiglmayr/L.Kolsch (pdf)
Forum 5 „Outdoor und online? Biodiversität in der Natur und mit Geogames erleben“ war Thema des Forums „BioDiv2Go“, das von Prof. Dr. Steffen Schaal von der PH Ludwigsburg dargestellt wurde.
Zusammenfassung Forum 5 BioDiv2Go (pdf)
Präsentation Forum 5 Prof. Dr. Schaal (pdf)
Während der gesamten Tagung tauschten sich die Teilnehmer_innen, Mitarbeiter_innen aus der Kinder- und Jugendarbeit, BNE und Umweltbildung, Erlebnis- und Medienpädagogik, über die aufgeworfenen zentralen Fragen der Tagung intensiv aus. Die meisten Teilnehmer_innen sahen neue Medien als Bereicherung und Ergänzung ihrer pädagogischen Arbeit und waren begeistert von der Vielfalt der Ansätze und der positiven Einstellung Medien gegenüber. Auch in der Abschlussdiskussion wurden die Chancen betont, die der Einsatz der neuen Medien in der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet.
Zusammenfassung Abschlussdiskussion (pdf)
Steffi Kreuzinger von Ökoprojekt MobilSpiel e.V. verabschiedete die Tagungsteilnehmer_innen in der Hoffnung, dass ihnen die Tagung vielfältige Anregungen für die Integration neuer Medien in die Umweltbildungs- und BNE-Arbeit und die Weiterentwicklung bestehender Projekte geben konnte.
Dokumentation und Zusammenstellung: Dr. Simone Gerhardt, Marion Loewenfeld, Anke Schlehufer, Steffi Kreuzinger
Fotos: Marion Loewenfeld, Anke Schlehufer