Am 1. April 1986 wurde Andreas Bedacht als Sozialpädagogische Fachkraft im Freizeitstättenbereich eingestellt. Seine Motivation damals, die Potentiale der Jugendarbeit: „Aushandeln, gemeinsam gestalten und weiterentwickeln sowie Lernen als Prozeß“, beschreibt der gebürtige Münchner seine Beweggründe, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Daran hat auch die Erinnerung an seine Anfänge im JUZ Planegg nichts geändert. „Dort setzte sich C. am ersten Tag mir gegenüber und ritzte ein Hakenkreuz in die Tischplatte, um zu sehen, wie der Pädagoge dann reagiert…“ Offenbar war dieser Begrüßungskonflikt klärbar, denn Andreas Bedacht war weiterhin im KJR tätig und C. war einer der Jugendlichen, die das JUZ regelmäßig besuchten. Er gehörte auch zu denen, die in der Werkstatt tatkräftig an der Fertigstellung des Jugendhaus mitwirkten, eine Erinnung, „die zu den schönsten in meiner beruflichen Laufbahn gehört. Gemeinsam mit den Jugendlichen einen Ort der Jugendarbeit zu schaffen“, erinnert sich der 63-Jährige.
Was nachfolgte nennt man wohl eine Bilderbuchkarriere: Bildungsreferent, Bildungsstättenleitung, Hausleitung, Herbergsleitung und später Bereichsleitung Überregionale Bildung. Dort gehörten in den vergangenen 20 Jahren zu seinem Verantwortungsbereich neben dem Bildungszentrum Burg Schwaneck mit Jugenbildungsstätte, Jugendherberge und Naturerlebniszentrum auch das Ferien- und Bildungszentrum Siegsdorf und zeitweilig die Jugendbegegnunsstätte Heiner Janik Haus in Oberschleißheim.
„Die Jugendarbeit des KJR-Teams leistet einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft.“
„Der direkte, oft spontane Kontakt zu den Gruppen, die Kommunikation mit den Gästen und für die Persönlichkeitsentwicklung anderer Gastgeber zu sein, ist sehr erfüllend und gewinnbringend“, fasst Andreas Bedacht den Reiz der Aufgabe zusammen. Dass in den fast 40 Jahren unzählige Erlebnisse hängen geblieben sind, ist klar, manche jedoch mehr: „Der ‚geknickte‘ Dreizehnjährige, der nach einer Burgwoche nicht nach Hause fahren möchte, weil er fünf Tage nicht angeschrien wurde und sich täglich richtig gut satt essen konnte, …die wöchentlichen Gitarrenstunden mit den unbegleiteten Minderjährigen, …die bedrückten Minen der ukrainischen Gäste mit Blick auf die täglichen Handymeldungen und jugendliche Gäste, die viele Jahre später gar nicht mehr so jung wieder als Teamer in das Bildungszentrum zurückkehren.“
Die Jugendarbeit des KJR-Teams mit allen Ehren- und Hauptamtlichen leistet nach Meinung von Andreas Bedacht einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Er sieht deren Auftrag in der Verantwortung für eine konstruktive Zukunft durch das Ermöglichen von Gestaltungsräumen und Entwicklungsprozessen. Diese Idee jeden Tag mit Leben zu füllen, machte dem 63-Jährigen sehr große Freude. Jugendarbeit bedeutet für ihn „aushandeln, uneigennützig begleiten bei Freude, Ängsten, Nöten, Streit und Eintracht und ganz wichtg, immer wieder von vorne anfangen“. Ein Credo, das den passionierten Gitarrespieler und Maler auch weiterhin begleiten wird. Dann will er sich freiberuflich und ehrenamtlich engagieren und freut sich auf mehr Zeit für Freunde, Familie und die aufgeschobenen Pläne. Dem KJR wünscht er „quirlig, aktiv, parteiisch und reagibel bleiben und für die Burg: Die politische Bildung ausbauen und den zeitgeschichtlichen Kulturort mit Leben füllen.“
Judith Greil ist Nachfolgerin in der Leitungsposition
Nun übernimmt Judith Greil die Leitung der Überregionalen Bildung. Die 34-Jährige ist seit mehreren Jahren haupt- und ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig. Zuerst als Bildungsreferentin in verschiedenen Jugendverbänden, dann im Vorstand des Kreisjugendrings (KJR) München-Stadt. Dort ist sie seit 2019 Vorsitzende der Organisation und kennt damit Strukturen und Aufgabengebiete – ein großer Vorteil für ein gutes Wirken für Kinder und Jugendliche.